Zweiter Abschnitt.
Die Erde.
I. Die Erdtheile.
A. Europa.
1. Die Niederlande. *)
Seht hier westlich von Deutschland die Niederlande, ein sehr tief
gelegenes Land, nördlich und westlich von der Nordsee umgeben.
Nur der südliche Theil ist gebirgig. Seit dem Jahre 1813 bildeten
die Niederlande nur ein Königreich; aber im Jahre 1830 riß sich der
südliche Theil los, bildete ein besonderes Königreich unter dem Namen
Belgien und wählte sich einen deutschen Fürsten, einen Prinzen von
Sachsen-Koburg, zum Könige. Seit dieser Zeit bestehen die Nieder-
lande aus zwei Königreichen: Belgien und Holland.
Belgien (534 Quadratmeilen mit 41/4 Millionen größtentheils
katholischer Bewohner) ist ein ungemein fruchtbares Land, reich an
Getreidefeldern und Wiesen, und besitzt sehr reiche Steinkohlengruben.
Zweige der Ardennen durchziehen den südlichen Theil Belgiens. Die
Residenzstadt Brüssel mit mehr denn 189,000 Einwohnern und Ant-
werpen mit über 126,000 Einwohnern sind bedeutende Handelsstädte.
Holland (620 Quadratmeilen mit 3% Millionen vorherrschend evan-
gelischer Bewohner) ist sehr wasserreich und sumpfig, von vielen Ka-
nälen durchschnitten und durch ungeheure Dämme gegen die Wasserfluthen
geschützt. Es fehlt festes Gestein und Quellwasser, weite Torfstrecken er-
setzen den gänzlichen Mangel an Waldungen. Die Holländer, wie der
größte Theil der Belgier sind Niederdeutsche. Ihre Hauptbeschäfti-
gungen bestehen in Handel, in Schifffahrt, Viehzucht und Gartenbau.
Die Residenz des Königs von Holland ist Haag, unweit der Nord-
see. Die bedeutendste Stadt Hollands ist aber Amsterdam; denn sie
hat über 261,000 Einwohner und ist eine der wichtigsten Handels-
städte Europas.
Wer so nach Holland kommt, die Menschen und ihr Leben sieht,
ihre Tüchtigkeit, Kühnheit, Zweckmäßigkeit, Nettigkeit, Klarheit in allem:
der steht still und wundert sich. Alles dies, dieses reiche Land, diese
prächtigen Städte, diese städtegleichen Dörfer hat der denkende Mensch
aus dem Schlamme herausgehoben und zum Theil den Wogen des
Meeres abgewonnen. Aber wie soll man diese Menschen beschreiben?
Wenn man in die holländischen Städte und Dörfer tritt und die Leute
dort so still und langsam, so nett und reinlich dabei, als hätten sie
*) Bevor die Beschreibung der Niederlande, so wie die eines jeden der übrigen Län-
der Europas gelesen wird, muß mit Hülfe der Karte Europas eine Orientirung der
Schüler in den Hauptsachen des :e. Landes bereits erzielt sein.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Niederlande Deutschland Niederlande Nordsee Niederlande Belgien Sachsen-Koburg Belgien Holland Belgien Belgiens Holland Holland Hollands Europas Holland Niederlande Europas Europas
328
der Bär lebt aber selbst in südlichen Gebirgen; Skandinavien allein hat
den Vielfraß. Sehr reich sind die nördlichen Gewässer an wildem
Geflügel; besonders wichtig darunter ist in Norwegen die Eidergans.
Bienenzucht ist sehr wichtig. —
Gold liefern nur die Karpathen, wenig die Alpen und andere
Gebirge; Silber ist weit verbreitet, noch mehr aber Kupfer, Eisen
und Blei; Quecksilber trifft man in Spanien, in den Kramer Al-
pen und in Rheinbayern; Zinn in England, weniger im Böhmisch-
Sächsischen Erzgebirge. Groß ist die Menge von Steinkohlen
(England, Frankreich, Niederlande, Deutschland) und Salz (Galizien,
Deutschland, Ungarn, England). An Salpeter, Alaun, Vitriol
und Schwefel ist kein Mangel; Edelsteine sind aber nicht von Wich-
tigkeit; hingegen besitzt Europa schätzbare Thonarten, Walkererde,
Reißblei, den herrlichsten Marmor, Alabaster und viele andere nutz-
bare Mineralien. Höchst wichtig ist für das holzarme Tiefland der reiche
Vorrath von Torf. An Mineralquellen hat Europa einen Reichthum.
Seine erste Bevölkerung hat Europa von Asien aus erhalten.
Ihre jetzige Zahl kann man auf 302 Millionen rechnen. Die Euro-
päer bestehen aus Völkerschaften verschiedener Abstammung und reden
mehrere ganz von einander verschiedene Sprachen. Diese sind aber
größtentheils aus 3 ältern Sprachen entstanden, nämlich aus der
lateinischen die italienische, französische, spanische und portu-
giesische — aus der germanischen die deutsche, holländische,
englische, dänische und schwedische — und aus der slavischen
die russische, polnische, böhmische, illirische u. s. w.
Mit Ausnahme der Türken, welche sich zum Islam*) bekennen,
herrscht überall die christliche Religion5 und zwar die katholische
in Italien, Frankreich, Süd- und Westdeutschland, Belgien, Spanien,
Portugal, Ungarn und Polen — die griechisch-katholische in
Griechenland und Rußland — die evangelische in Norddeutschland,
Holland, England, Dänemark, Norwegen und Schweden. — Juden
leben — mit Ausnahme von Norwegen — in allen Ländern Europas,
und im höchsten Norden, in Lappland, giebt es noch Heiden.
Nach seiner politischen Eintheilung zählt Europa mehr als
60 verschiedene Staaten. Unter diesen Staaten giebt es 6 Groß-
mächte: England, Frankreich, Rußland, Deutschland, Österreich-
Ungarn und Italien.
In der Hand dieser Großmächte liegt das Schicksal Europas. Sehr
groß ist aber auch der Einfluß Europas auf die anderen Erd theile;
denn Frankreich hat in Nordafrika den ehemaligen Raubstaat Algier
erobert und hier, wie in den übrigen Erdtheilen, Colonien gegründet.
Colonien besitzen ferner noch Spanien, Portugal, Holland, Ruß-
land, Dänemark und Schweden. Wichtiger aber, als alle diese sind
Englands außereuropäische Besitzungen; denn außerdem, daß es die
Herrschaft auf allen Meeren erobert, und das reiche Indien unterworfen,
*) Islam — die Glaubenslehre Muhamebs.
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
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Extrahierte Ortsnamen: Skandinavien Norwegen Spanien Kramer_Al- Rheinbayern England Böhmisch-
Sächsischen_Erzgebirge England Frankreich Niederlande Deutschland Galizien Deutschland Ungarn England Europa Europa Europa Asien Italien Frankreich Westdeutschland Belgien Spanien Portugal Ungarn Polen Griechenland Norddeutschland Holland England Norwegen Schweden Norwegen Europas Lappland Europa England Frankreich Deutschland Ungarn Italien Europas Europas Frankreich Nordafrika Algier Spanien Portugal Holland Schweden Indien
327
Anhöhen, Hügel und Landrücken findet; dagegen besteht der übrige Theil
von Europa aus Gebirgs- und Hochland, wovon jedoch die große
ungarische und lombardische Ebene eine Ausnahme machen.
Das höchste Gebirgsland Europas ist die Schweiz, von wo
der Boden sich nach allen Seiten zu senkt und endlich gegen die Nord-
und Ostsee in flache Tiefebenen, welche die ebensten und niedrigsten
Länder Europas bilden, ausläust. Das größte europäische Gebirge sind
die Alpen in der Schweiz und in Italien, welche sich von da in
viele Äste nach verschiedenen Richtungen ausbreiten.
Mit Einschluß der Inseln, welche über 14,000 Quadratmeilen
enthalten, schätzt man den Flächeninhalt Europas auf 182,000
Quadratmeilen. —
In Hinsicht der Witterung bemerken wir in Europa eine große
Verschiedenheit. Die Wärme nimmt nicht im Allgemeinen bloß nach
Norden, sondern auch nach Osten ab. Die Westwinde bringen
Feuchtigkeit und Regen, die Ostwinde Trockenheit, die Südwinde
Wärme, die Nordwinde Kälte. Die Ostwinde steigern eben so wohl
die Sommerhitze als die Winterkälte; die Westwinde aber mildern die
Hitze im Sommer, wie die Kälte im Winter. In den westlichen Ge-
genden regnet es häufiger, als in den östlichen und südlichen — und
wenn auch während des Sommers im Süden die Wärme und wäh-
rend des Winters im Norden die Kälte groß ist, so ist sie doch er-
träglich und mit Recht sagt man daher: Europa hat im Ganzen ein
gemäßigtes Klima.
In Rücksicht des Klimas kann man es von Süden nach Norden
in 3 Erdstriche eintheilen: 1. in den warmen, wo der Citronenbaum
fortkommt (Portugal, Spanien, Süd- und Mittelitalien, Griechenland
und die südliche Türkei); 2. in den gemäßigten, wo der Getreide-
und Obstbau durchgehends gedeihen (Frankreich, Großbritanien, Nieder-
lande, Deutschland, Schweiz, Ungarn, Süd- und Mittelrußland, Däne-
mark und das südliche Schweden und Norwegen; 3. in den kalten,
wo das Pflanzenleben immer mehr abnimmt und nur Rennthiermoos,
isländisches Moos, Preiselbeeren, Wachholderbeeren, zwerghafte Kiefern
und Birken fortkommen (Nordskandinavien und Nordrußland bis zum Ural).
Bis auf den Hund, den treuen Begleiter der Menschen, und das
Rennthier verschwinden hier auch alle Hausthiere, welche sonst in
ganz Europa zienllich dieselben sind. Jedoch hält man den Esel nur
in der südlichen Hälfte, Kameele nur in einzelnen Gegenden der Türkei
und im Süden Rußlands, im äußersten Norden dagegen das Renn-
thier. Von den wilden Thieren findet sich das wilde Schaf (Argali)
noch in Korsika und Sardinien, der Auerochse noch in einem Walde
Westrußlands, daß Elenthier in Rußland und Preußen; der Stein-
bock auf den Alpen ist aber fast ausgestorben. Eine kleine Affenart
lebt auf den Felsen von Gibraltar in Spanien. Hirsche, Rehe
und wilde Schweine sind fast überall, die nördlichsten Gegenden
ausgenommen. Dem Norden sind die eigentlichen Pelzthiere eigen;
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TM Hauptwörter (100): [T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art]]
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Europas Schweiz Europas Italien Europas Europa Europa Portugal Spanien Mittelitalien Griechenland Frankreich Deutschland Schweiz Ungarn Schweden Norwegen Nordrußland Europa Süden_Rußlands Korsika Sardinien Westrußlands Spanien
Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
11
§ io. Deutschland im allgemeinen.
Im S. wird es durch das Mittelländische Meer, welches mit dem Schwar-
zen Meere in Verbindung steht, von Afrika geschieden. Im W. bespült
es der Atlantische Ozean, der im Busen von Biscaya swißkäjaj, in der
Nord- und Ostsee weite Einschnitte in den Erdteil macht. Im N. grenzt
es an das Nördliche Eismeer, welches mit dem Weißen Meere in das
Land einschneidet. — b. Gliederung. Europa ist der gegliedertste Erdteil.
Die wichtigsten Halbinseln sind: die Skandinavische Halbinsel, Jütland,
die Pyrenäische Halbinsel, die Apenninische Halbinsel, die Balkan-Halbinsel
mit dem Peloponnes und die Halbinsel Krim. — c. Bodengestaltung
und Bewässerung. Europa ist im N. und S. gebirgig. Das höchste
Gebirge, die Alpen, liegt zwischen Italien und Deutschland und zieht sich
in einem Bogen vom Mittelländischen bis zum Adriatischen Meere und zur
Donau hin. Durch die Mitte Europas erstreckt sich vom Atlantischen
Ozean bis zum Urälgebirge eine weite Tiefebene, die nach O. immer
breiter wird. Sie wird von zahlreichen Flüssen bewässert, von denen die
Wolga der größte ist. — d. Klima. Europa gehört fast ganz der ge-
mäßigten Zone an; nur ein kleiner Teil liegt in der nördlichen kalten
Zone. Auf den W. Europas übt der Golfstrom einen großen, segensreichen
Einfluß aus; auch können die warmen S.w.-Winde weit in das Innere
des Erdteils hineinwehen. Deshalb ist Europa wärmer als andere Erd-
gebiete, welche unter denselben Breitengraden liegen. Der W. und N.w.
Europas hat ozeanisches, der O. kontinentales Klima, und es gilt die Regel:
Je weiter nach O. und N., desto kälter, je weiter nach W. und S., desto
wärmer. — Die S.w.-Winde tragen auch die Niederschläge (Regen und Schnee)
weit in das Festland hinein; daher kommt es, daß sich in Europa gar keine
Wüsten finden. Im S.o. des Erdteils kommt die Steppe vor, weil es dort
nur selten regnet. — Im S. Europas fällt die Hauptregenzeit in den
Herbst, in unsern Gegenden in den Sommer. — 6. Die bekanntesten
Staaten Europas mit den -Hauptstädten. Das Deutsche Reich (Berlin),
Österreich-Ungarn (Wien), Rußland (Petersburg), Schweden und Norwegen
(Stockholm), Dänemark (Kopenhagen), das Britische Reich (London), Frankreich
(Paris), die Niederlande (Amsterdam), Belgien (Brüssel), die Schweiz (Bern),
Portugal (Lissabon), Spanien (Madrid), Italien (Rom), die Türkei (Konstantinopel),
Griechenland (Athen), Rumänien (Bukarest), Serbien, Bulgarien, Montenegro.
A. Deutschland.
*§ 10. Deutschland tut allgemeinen, a. Lage. Deutschland liegt
etwa in der Mitte von Europa. Es wird im N. von der Nord- und Ost-
see „bespült und grenzt im N. an Dänemark, im O. an Rußland, im S.
an Österreich und die Schweiz, im W. an Frankreich, Luxemburg, Belgien und
die Niederlande. —• b. Bodengestaltung. Der s. Teil Deutschlands bildet
zum größten Teil eine Hochebene, die den Alpen vorgelagert ist. Im W.
derselben zieht sich von S. nach N. eine Tiefebene (die Oberrheinische)
dahin, durch welche der Rhein fließt. Dieselbe wird im O. vom Schwarzwald
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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Extrahierte Personennamen: Biscaya
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Afrika Atlantische_Ozean Ostsee Europa Europa Italien Deutschland Donau Europas Europa Europas Europa Europas O. W. Europa Europas Europas Wien Rußland_(Petersburg Schweden Norwegen Stockholm Kopenhagen London Frankreich Paris Belgien Portugal Lissabon Spanien Madrid Italien Rom Konstantinopel Griechenland Athen Bukarest Serbien Bulgarien Montenegro Deutschland Deutschland Deutschland Europa Dänemark Schweiz Frankreich Luxemburg Belgien Niederlande Deutschlands Rhein
Hrsg.: Steinweller, F., Sieber, Hermann, Paust, J. G., Rohn, R. A.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
§10.
Deutschland im allgemeinen.
11
Im S. wird es durch das Mittelländische Meer, welches mit dem Schwar-
zen Meere in Verbindung steht, von Afrika geschieden. Im W. bespült
es der Atlantische Ozean, der im Busen von Biscaya swißkäjast in der
Nord- und Ostsee weite Einschnitte in den Erdteil macht. Im N. grenzt
es an das Nördliche Eismeer, welches mit dem Weißen Meere in das
Land einschneidet. — b. Gliederung. Europa ist der gegliedertste Erdteil.
Die wichtigsten Halbinseln sind: die Skandinavische Halbinsel, Jütland,
die Pyrenäische Halbinsel, die Apenninische Halbinsel, die Balkan-Halbinsel
mit dem Peloponnes und die Halbinsel Krim. — c. Bodengestaltung
und Bewässerung. Europa ist im N. und S. gebirgig. Das höchste
Gebirge, die Alpen, liegt zwischen Italien und Deutschland und zieht sich
in einem Bogen vom Mittelländischen bis zum Adriatischen Meere und zur
Donau hin. Durch die Mitte Europas erstreckt sich vom Atlantischen
Ozean bis zum Uralgebirge eine weite Tiefebene, die nach O. immer
breiter wird. Sie wird von zahlreichen Flüssen bewässert, von denen die
Wolga der größte ist. — d. Klima. Europa gehört fast ganz der ge-
müßigten Zone an; nur ein kleiner Teil liegt in der nördlichen kalten
Zone. Auf den W. Europas übt der Golfstrom einen großen, segensreichen
Einfluß aus; auch können die warmen S.w.-Winde weit in das Innere
des Erdteils hineinwehen. Deshalb ist Europa wärmer als andere Erd-
gebiete, welche unter denselben Breitengraden liegen. Der W. und N.w.
Europas hat ozeanisches, der O. kontinentales Klima, und es gilt die Regel:
Je weiter nach O. und N., desto kälter, je weiter nach W. und S., desto
wärmer.— Die S.w.-Winde tragen auch die Niederschlüge (Regen und Schnee)
weit in das Festland hinein; daher kommt es, daß sich in Europa gar keine
Wüsten finden. Im S.o. des Erdteils kommt die Steppe vor, weil es dort
nur selten regnet. — Im S. Europas fällt die Hauptregenzeit in den
Herbst, in unsern Gegenden in den Sommer. — e. Die bekanntesten
Staaten Europas mit den Hauptstädten. Das Deutsche Reich (Berlin),
Österreich-Ungarn (Wien), Rußland (Petersburgs, Schweden und Norwegen
(Stockholm), Dänemark (Kopenhagen), das Britische Reich (London), Frankreich
(Paris), die Niederlande (Amsterdam), Belgien (Brüssel), die Schweiz (Bern),
Portugal (Lissabon), Spanien (Madrid), Italien (Rom), die Türkei (Konstantinopel),
Griechenland (Athen), Rumänien (Bukarest), Serbien, Bulgarien, Montenegro.
A. Deutschland.
*§ 10. Deutschland im allgemeinen, a. Lage. Deutschland liegt
etwa in der Mitte von Europa. Es wird im N. von der Nord- und Ost-
see „bespült und grenzt im N. an Dänemark, im O. an Rußland, im S.
an Österreich und die Schweiz, im W. an Frankreich, Luxemburg, Belgien und
die Niederlande. —■ b. Bodcugestaltuug. Der s. Teil Deutschlands bildet
zum größten Teil eine Hochebene, die den Alpen vorgelagert ist. Im W.
derselben zieht sich von S. nach N. eine Tiefebene (die Oberrheinische)
dahin, durch welche der Rhein fließt. Dieselbe wird im O. vom Schwarzwald
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Extrahierte Personennamen: Biscaya
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I
Geschichte.
ìli
höchste gestiegen war, konnten die preußischen Truppen in die Lchlacht eingreisen, und
bald löste sich das feindliche Heer zu wilder Flucht auf. Bei dem Gutshofe Belle Ulliance
(schöne Vereinigung) trafen Wellington und Blücher freudig bewegt zusammen. Gneisenau
aber, der die Verfolgung leitete, setzte „den letzten hauch von Mann und Boß" daran,
das geschlagene französische Heer nicht zur Buhe kommen zu lassen. Napoleon selbst ent-
ging mit Mühe der Gefangennahme; sein wagen fiel preußischen Beitern in die Hände.
Vieser eine Sieg entschied den Feldzug. Zum zweiten Male zogen die verbündeten
Monarchen an der Lpitze ihrer siegreichen Heere in Paris ein.
l) Der zweite pariser Friede und Napoleons Ende. Frankreich mußte
560 Millionen Mark Kriegskosten zahlen und alle geraubten Bunstschätze herausgeben.
Elsaß-Lothringen behielt es aber. Der Bönig Ludwig Xviii. kehrte auf den Thron
zurück. — Napoleon wurde von neuem zur Bbdankung gezwungen und auf Beschluß der
verbündeten Mächte nach der kleinen Felseninsel 5t. Helena (westlich von Ufrika) verbannt.
Dort ist er bis zu seinem Tode (1821) von den Engländern sorgfältig bewacht worden.
12. Der Wiener Kongreß und der Deutsche Bund. Uuf dem wiener Kongresse
trat wieder das Bestreben Österreichs hervor, Preußen nicht zu Macht und Unsehen kommen
zu lassen. Obgleich es in den Befreiungskämpfen die größten Opfer gebracht hatte, erhielt
es weniger Gebiet, als es vor 1806 besessen hatte. Es mußte Unsbach-Bayreuth an Bayern
und Gftfriesland an Hannover abtreten. Dafür bekam es die Hälfte von Lachsen, so-
wie den größten Teil der jetzigen Provinzen Westfalen und Bheinland. Gegen das Herzog-
tum Lauenburg a. E. tauschte es das schwedische Vorpommern ein, so daß seit 1815 ganz
Pommern preußisch ist. (5.87 u. Karte!) von seinen polnischen Besitzungen wurden ihm nur
Danzig, Thorn und Posen zurückgegeben ; der Best fiel an Bußland. Preußen war durch
Hannover, Kurhessen und andre Ltaaten in eine große östliche und eine kleine westliche
Hälfte gespalten, so daß ihm ein Krieg, in dem diese Länder sich feindlich verhielten, große
Gefahr bringen konnte. Es war aber durch den Wiener Kongreß wieder ein vorwiegend
deutsches Land geworden. — Das deutsche Kaiserreich wurde nicht wieder aufgerichtet.
Un feine Stelle trat der „Deutsche Bund", zu dem Österreich, die fünf Königreiche Preußen,
Bayern, Württemberg, Hannover und Lachsen, sowie dreißig Kleinstaaten und vier freie
Ltädte, im ganzen 40 Glieder, gehörten. Die Ungelegenheiten Deutschlands sollten durch
Vertreter der Begierungen aller deutschen Länder gemeinsam beraten werden. Dieser
„Bundestag", in dem Österreich den Vorsitz führte und den meisten Einfluß besaß, trat
in Frankfurt a. M. zusammen. 5o blieb Deutschland ohne Einheit und Ober-
haupt in viele selbständige Ltaaten zerrissen, unter denen die beiden
alten Gegner, Österreich und Preußen, denvorrang zu gewinnen trachteten.
13. Die heilige Allianz. Das deutsche Volk war durch diese Gestaltung des
Beiches enttäuscht. Uls auch das versprechen, eine Verfassung zu geben, d. h. das Volk
durch gewählte Abgeordnete an der Regierung der Ltaaten teilnehmen zu lassen, nur
von wenigen Fürsten gehalten wurde, stieg die Unzufriedenheit unter den gebildeten
Bevölkerungsschichten in hohem Maße. Ulexander L, Franz I. und Friedrich Wilhelm Iii.
hatten während der Befreiungskriege ein Bündnis, die „heilige Ullianz", geschlossen,
in dem sie „Regierung ihrer Länder in christlichem Geiste" gelobten. Der österreichische
Minister Metternich benutzte diesen Bund, um alle Bestrebungen zu unterdrücken, die
aus freiheitliche Einrichtungen und auf Deutschlands Einigung hinzielten. Über 30 Jahre
übte er in ganz Deutschland einen unheilvollen Einfluß aus. Er verhinderte, daß
Friedrich Wilhelm Iii. eine Volksvertretung berief, so daß es in Preußen nur zur Bildung
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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TM Hauptwörter (200): [T71: [Deutschland Krieg Preußen Volk Napoleon Frankreich Macht Frieden Europa Land], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T176: [Frankreich England Rußland Deutschland Preußen Krieg Italien Spanien Schweden Holland], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleons Ludwig_Xviii Ludwig Napoleon Helena_( Franz_I. Franz_I. Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Metternich Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Wellington Paris Napoleons Frankreich Elsaß-Lothringen Hannover Westfalen Lauenburg Danzig Thorn Posen Hannover Kurhessen Bayern Württemberg Hannover Deutschlands Frankfurt_a._M. Deutschland Deutschlands Deutschland
126
Geschichte.
I
8. Die Zriedenrzeit. a) Deutschlands Weltstellung, „allezeit Mehrer des
Reiches zu sein, nicht an kriegerischen Eroberungen, sondern an Gütern und Gaben
des Friedens" hatte Kaiser Wilhelm am 18. Januar 1871 in Versailles versprochen.
Siebzehn Jahre hat er an der Spitze des Reiches gestanden, sür die ganze Welt ein
Schirmherr des Friedens. Beraten von seinem großen Kanzler, dem Fürsten Bismarck,
rvahrte er dem deutschen Volke die geachtete Stellung, die es sich unter blutigen Opfern
erkämpft hatte. — Ruf Einladung Deutschlands traten Gesandte aller gebildeten Völker
zusammen und gründeten 1874 den Weltpostverein. Durch ihn wurde es ermöglicht,
für billigen Preis Briefe usw. nach allen Teilen der Erde zu senden. — ctls nach
einem Feldzuge Rußlands gegen die Türkei 1877/78 wegen der Friedensbedingungen
zwischen den Völkern Europas Krieg auszubrechen drohte, lud Fürst Bismarck Vertreter
der europäischen Staaten zu dem Berliner Kongresse ein. i)ier wurden unter seinem
Vorsitze die Verhältnisse der Balkanhalbinsel geordnet und die Streitigkeiten bei-
gelegt. — Unablässig war der große Kaiser bemüht, das Heer und die neugegründete
kaiserliche Flotte, in der die preußische Kriegsflotte aufgegangen war, schlagfertig zu
erhalten. Die Festungen Rietz und Straßburg wurden durch Rußenwerke verstärkt, die
Kriegshäfen Kiel und Wilhelmshafen ausgebaut. — mit Österreich schloß Fürst Bismarck
1879 ein Bündnis, dem später auch Italien beitrat. Dieser Dreibund erwies sich
im Saufe der Jahre als ein mächtiger Hort des Friedens. — Unter dem Schutze des
Reiches nahm der Seehandel einen ungeheuern Rufschwung. Um den Verkehr zwischen
Uord- und Ostsee zu erleichtern und in Kriegszeiten der deutschen Flotte eine schnelle
Vereinigung zu ermöglichen, wurde der Bau des Rordostsee-Kanals in Rngriff ge-
nommen. — Im Iahre 1883 erwarb Deutschland seine ersten Kolonien und suchte
bannt nachzuholen, was es in der traurigen Zeit der deutschen Uneinigkeit versäumt hatte,
wenn auch die wertvollsten überseeischen Länder sich schon in den Händen andrer Völker
befanden, so besitzt Deutschland doch in Togo, Kamerun, Südwestafrika, Ostafrika, Neu-
guinea und den Südseeinseln Gebiete, die eine große Zukunft versprechen.
b) Der innere Rusbau. Mit der Sorge um Deutschlands Weltstellung ging
der innere Rusbau des Reiches Hand in Hand. Eine einheitliche Gerichtsverfassung
wurde eingeführt und als oberster Gerichtshof das Reichsgericht in Leipzig eingesetzt.
— In Preußen wurden die Eisenbahnen, soweit sie sich noch im Besitze von Gesellschaften
befanden, vom Staate gekauft und unter einheitliche Verwaltung gestellt. —
Mit der fortschreitenden Gründung von Fabriken wuchs die Zahl der Menschen, die
in ihnen Beschäftigung fanden; die Rrbeiterklasse wurde durch Zuzug vom Lande allmählich
die zahlreichste im Reiche. Da der Rbsatz der Ware oft Schwankungen unterworfen ist
und bei geringem verkaufe nicht selten Leute entlassen wurden, so geriet der Rrbeiter
rnit seiner Familie in eine unsichere Lebenslage und mußte besonders in Tagen der Krank-
heit oft Rot leiden. Da richtete Kaiser Wilhelm 1881 an den Reichstag die Aufforde-
rung, zur Besserung der Lage der Rrbeiterklasse besondere Gesetze zu beraten. So ent-
standen das Kranken- und Unfallversicherungsgesetz.
wichtige Gesetze des neuen deutschen Reichs.
1) Gesetz über die Freizügigkeit (1868): Zeder Deutsche darf innerhalb des Reichs
seinen Wohnsitz nehmen, wo er will.
2) Gesetz über den Unterstützungswohnsitz (1870): Wer in eine hilflose Lage gerät,
muß von der Gemeinde, in der er zuletzt ununterbrochen 2 Zähre lang gewohnt hat, unterstützt werden.
3) Haftpflichtgesetz (1871): wenn jemand beim Betriebe der Eisenbahnen, Bergwerke
und Fabriken verletzt oder getötet wird, so ist der Unternehmer haftpflichtig und muß den Der-
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T151: [König Volk Kaiser Reich Fürst Land Gott Wilhelm Deutschland Frieden], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T176: [Frankreich England Rußland Deutschland Preußen Krieg Italien Spanien Schweden Holland], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T62: [Gericht Recht Gesetz Richter Jahr Volksversammlung Senat Plebejer Beamter König]]
Extrahierte Personennamen: Wilhelm Bismarck Fürst_Bismarck Rietz Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Versailles Deutschlands Europas Kiel Italien Uord- Ostsee Rngriff Deutschland Deutschland Togo Kamerun Südwestafrika Ostafrika Deutschlands Leipzig
Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
36
Geographie.
b. Die christliche Religion hat sich un Laufe der Jahrhunderte in verschiedene
Hauptbekenntnisse (Konfessionen, Kirchen) geteilt; die bekanntesten sind: 1) die römisch-
katholische, 2) die griechisch-katholische, 3) die evangelisch-lutherische und evangelisch-
reformierte (zusammen oft die protestantische genannt). Außer diesen giebt es noch etwa
100 christliche Sekten. Zu den Religionen, die nur einen Gott verehren, gehören außer
der christlichen noch die mosaische (jüdische) und die mohammedanische (Islam).
Die Völker, welche mehrere Götter verehren, nennt man Heiden. Die meisten Be-
wohner Europas bekennen sich zur christlichen Religion. In N.-Afrika und Vorder-
Asien gehört die Mehrzahl der Bewohner zum Islam. In dem übrigen Afrika und
Asien, sowie in Amerika und Australien sind die Eingeborenen zum größten Teil noch
Heiden. Doch arbeiten unter ihnen Missionare. Die eingewanderten Europäer sind
hier Christen. Juden sind über die ganze Erde zerstreut. Mehr als 2/3 der Menschen
sind noch Heiden. — v. Die Menschen bilden eine Menge von Gesellschaften, Staaten
genannt. Diese werden entweder von einem erblichen Fürsten (Kaiser, König u. s. w.)
beherrscht und heißen dann Monarchien ikaiserreich, Königreich u. s. w.), oder sie
wählen sich ein Oberhaupt (einen Präsidenten) immer nur auf wenige Jahre und
heißen dann Freistaaten oder Republiken. Hat in einem Staate der Monarch
allein die gesetzgebende Macht, so ist der Staat eine unbeschränkte Monarchie, (z. B. Ruß-
land). Wird aber der Staat nach einer Verfassung (Konstitution) regiert, nach welcher
auch die Volksvertretung bei der Gesetzgebung beteiligt ist, so ist er eine beschränkte
oder konstitutionelle Monarchie (z. B. Preußen). Nur die ganz wilden, umher-
schweifenden Völker bilden keine Staaten.
Hi. Europa.
§ 8. Europa im allgemeinen. Europa ist von Asien durch das Urul-
gebirge, den Urülfluß und den Kaspischen See getrennt. Im S. grenzt es
an das Mittelländische und Schwarze Meer, im W. an den Atlantischen Ozean,
im N. an das Nördl. Eismeer. Das Meer macht große Einschnitte in das
Land; so entstehen der Biskaysche jbiskajische) Meerbusen, die Nord- n. Ost-
see. Europa ist der gegliedertste Erdteil. Die wichtigsten Halbinseln sind: die
Skandinavische Halbinsel, Jütland, die Pyrenäische Halbinsel, die Apenninische
Halbinsel, die Balkan-Halbinsel mit Morea und die Halbinsel Krim. — Europa
ist im N. u. S. gebirgig. Das höchste Gebirge, die Alpen, liegt zwischen
Italien und Deutschland. Durch die Mitte Europas erstreckt sich vom Atlan-
tischen Ozean bis zum Uralgebirge eine weite Tiefebene, die nach O. immer
breiter wird. Zahlreiche Flüsse, von denen die Wolga der größte ist, bewässern
dieselbe. — Europa gehört fast ganz der gemäßigten Zone an; nur ein kleiner
Teil liegt in der kalten Zone. — Die bedeutendsten Staaten Europas sind:
Das Deutsche Reich, Österreich-Ungarn, Rußland, das Britische Reich, Frank-
reich, Italien; außerdem merke: Schweden und Norwegen, Dänemark, die
Niederlande, Belgien, die Schweiz, Portugal. Spanien, die Türkei und Griechen-
land. Der Sprache nach giebt es drei Hauptvölker: Germanen (im Herzen und
N.), Romanen (im S. und S.w.) und Slawen (im O.). (S. Karte zu
Europa S. 37.)
A. Deutschland.
* tz 9. Deutschland im allgemeinen. Deutschland liegt etwa in der
Mitte von Europa, wird im N. von der Nord- und Ostsee bespült und grenzt
im N. an Dänemark, im O. an Rußland, im S. an Österreich und die Schweiz,
im W. an Frankreich, Belgien und die Niederlande. — Der s. Teil Deutsch-
lands bildet zum größten Teil eine Hochebene. Nur im W. derselben zieht
sich von S. nach N. eine Tiefebene dahin, durch welche der Rhein fließt. Die-
selbe wird im O. vom Schwarzwald und Odenwald, im W. vom Wasgenwald
und der Haardt eingeschlossen. Der mittlere Teil von Deutschland bildet meistens
Gebirgsland. Die bekanntesten Gebirge Mitteldeutschlands sind: Die Sudeten.
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
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TM Hauptwörter (200): [T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T176: [Frankreich England Rußland Deutschland Preußen Krieg Italien Spanien Schweden Holland], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß]]
Extrahierte Ortsnamen: Europas N.-Afrika Asien Afrika Asien Amerika Australien Europa Europa Europa Kaspischen_See Atlantischen_Ozean Europa Europa Italien Deutschland Europas Europa Europas Britische_Reich Frank- Italien Schweden Norwegen Dänemark Niederlande Belgien Portugal Spanien Europa Deutschland Deutschland Deutschland Europa Ostsee Dänemark Schweiz Frankreich Belgien Niederlande Rhein Schwarzwald Odenwald Wasgenwald Deutschland Mitteldeutschlands
Hrsg.: Nowack, Hugo, Sieber, Hermann, Steinweller, F., Paust, J. G., Rohn, R. A.
Auflagennummer (WdK): 6
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
8
Geographie.
2) Die Negerrasse, in Afrika, schwarze Hautfarbe, krauses Haar. 3) Die
Busch mann er-Rasse, in S.-Afrika, ledergelbe Hautfarbe, verfilztes Haar.
4) Die mongolische Rasse, in N.- u. O.-Asien, Haut gelbbraun, hervor-
stehende Backenknochen, etwas schiefliegende Augen. 5) Die amerikanische
Rasse, in Amerika, rotbraune Gesichtsfarbe. 6) Die malaiische Rasse,
braune Hautfarbe, breite Nase, großen Mund. Sie wohnt auf der Halbinsel
Malakka, den Inseln im S.o. Asiens und den Südseeiuseln.
d. Die christliche Religion hat sich im Laufe der Jahrhunderte in verschiedene
Hauptbekenntnisse (Konfessionen, Kirchen) geteilt; die bekanntesten sind: 1) die römisch-
katholische, 2) die griechisch-katholische, 3) die evangelisch-lutherische und evangelisch-refor-
mierte (zusammen oft die protestantische genannt). Außer diesen giebt es noch ettva
100 christliche Sekten. Zu den Religionen, die nur einen Gott verehren, gehören außer
der christlichen noch die mosaische (jüdische) und die mohammedanische'(Jslam). Die
Völker, welche mehrere Götter verehren, nennt man Heiden. Die meisten Bewohner
Europas bekennen sich zur christlichen Religion In N.-Afrika und Vorder-Asien gehört
die Mehrzahl der Bewohner zum Islam. In dem übrigen Afrika und Asien, sowie in
Amerika und Australien sind die Eingcbornen zum größten Teil noch Heiden. Doch
arbeiten unter ihnen Mrssionare. Die eingewanderten Europäer sind hier Christen.
Juden sind über die ganze Erde zerstreut. Mehr als a/3 der Menschen sind noch Heiden.
— e. Die Menschen bilden eine Menge von Gesellschaften, Staaten genannt. Diese
werden entweder von einem erblichen Fürsten (Kaiser, König u. s. >v.) beherrscht und
heißen dann Monarchien (Kaiserreich, Königreich u. s. w.)) oder sie wählen sich ein
Oberhaupt (einen Präsidenten) immer nur auf wenige Jahre und heißen dann Frei-
staaten oder Republiken. Hat in einem Staate der Monarch allein die gesetzgebende
Macht, so ist der Staat eine unbeschränkte Monarchie (z. B. Rußland). Wird aber der
Staat nach einer Verfassung (Konstitution) regiert, nach tvelcher auch die Volksvertre-
tung bei der Gesetzgebung beteiligt ist, so ist er eine beschränkte oder konstitutio-
nelle Monarchie (z. B. Preußen). Nur die ganz wilden, umherschweifenden Völker
bilden keine Staaten.
in. Europa.
8 8. Kuropa im allgemeinen. Europa ist von Asien durch das Urül-
gebirge, den Urülfluß und den Kaspischen See getrennt. Im S. grenzt es an
das Mittelländische und Schwarze Meer, im W. an den Atlantischen Ozean,
im N. an das Nördl. Eismeer. Das Meer macht große Einschnitte in das
Land; so entstehen der Biskaysche sbisküjischej Meerbusen, die Nord- u. Ost-
see. Europa ist der gegliedertste Erdteil. Die wichtigsten Halbinseln sind:
die Skandinavische Halbinsel, Jütland, die Pyrenäische Halbinsel, die Apenni-
nische Halbinsel, die Balkan-Halbinsel mit Morea und die Halbinsel Krim. —
Europa ist int N. u. S. gebirgig. Das höchste Gebirge, die Alpen, liegt
zwischen Italien und Deutschland. Durch die Mitte Europas erstreckt sich vom
Atlantischen Ozean bis zum Uralgebirge eine weite Tiefebene, die nach O.
immer breiter lvird. Zahlreiche Flüsse, von bcnen die Wolga der größte ist,
bewässern dieselbe. — Europa gehört fast ganz der gemäßigten Zone an; nur
ein kleiner Teil liegt in der kalten Zone. Der W. und N.w. Europas
hat ozeanisches, der O. kontinentales Klima. — Die bekanntesten Staaten Eu-
ropas sind: Das Deutsche Reich, Österreich-Ungarn, Rußland, Schweden und
Norwegen, Dänemark, das Britische Reich, Frankreich, die Niederlande, Bel-
gien, die Schweiz, Portugal, Spanien, Italien, die Türkei, Griechenland, Ru-
mänien, Serbien, Montenegro. (S. Karte zu Europa S. 9.)
A. Deutschland.
* § 9. Dentschkand im allgemeinen. Deutschland liegt etwa in der Mitte
von Europa, wird im N. von der Nord- und.ostsee bespült und grenzt im
N. an Dänemark, im O. an Rußland, im S. an Österreich und die Schweiz, im
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden]]
TM Hauptwörter (100): [T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung]]
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Extrahierte Ortsnamen: Afrika S.-Afrika N.- Amerika Malakka Europas N.-Afrika Afrika Asien Amerika Australien Europa Europa Kaspischen_See Atlantischen_Ozean Europa Europa Italien Deutschland Europas Europa Europas Schweden Norwegen Dänemark Frankreich Niederlande Portugal Spanien Italien Griechenland Serbien Montenegro Europa Deutschland Deutschland Europa Dänemark Schweiz
Hrsg.: Nowack, Hugo, Sieber, Hermann, Steinweller, F., Paust, J. G., Rohn, R. A.
Auflagennummer (WdK): 6
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
Friedrich Wilhelm Iv.
83
Preußen bei Ligny, warf sich am 18. Juni auf die Engländer bei B elle-
Alliance (Bell-Alljangs) und setzte ihnen so stark zu, daß Weumgwu
ausrief: „Ich wünschte, es wäre Nacht, oder die Preußen kämen!" —
Blücher hatte nämlich versprochen, trotz seiner Niederlage am 16., mit seinem
Heere ihm zu helfen. Anhaltender Regen und schlechte Wege hinderten die
Preußen am schnellen Fortkommen. Da rief Blücher seinen Soldaten zu:
„Kinder, wir müssen vorwärts! Ich habe es ja meinem Bruder Wellington
versprochen!" Und endlich kamen die Preußen auf dem Schlachtfelde an.
Preußen und Engländer drangen vor; das französische Heer wurde in die
Flucht geschlagen und von den Preußen eifrigst verfolgt. — Die Verbündeten
zogen zum zweitenmal in Paris ein. Napoleon wurde nach St. Helena ver-
bannt, wo er 1821 starb. — Im Wiener Kongreß gab Preußen Teile seines
früheren polnischeil Besitzes an Rußland, erhielt aber dafür Neuvorpvmmern,
Teile von Sachsen und reiche Gebiete in Westfalen und am Rhein.
8. Eine lange Friedenszeit kam nun für Preußen und Deutschland.
Friedrich Wilhelms Iii. Sparsamkeit, seine Sorge für Ackerbau. Handel und
Gewerbe heilten bald die Wunden des Krieges. — Er stiftete 1817 die Union,
gründete Schulen aller Art, namentlich Volksschulen und bildete das Heer-
wesen in Scharlihorsts Sinne weiter, so daß Preußen den Ruhm genoß, „das
Land der Schulen und Kasernen" zu sein. Deutschlands Glieder, der deutsche
Bund, hingen nur lose zusammen. Da gründete Friedrich Wilhelm Iii. 1884
den deutschen Zollverein. Dampfschiffahrt und Eisenbahnen hoben den
Handel bedeutend. — Bis in sein Alter blieb der König schlicht und einfach
und darum der Liebling des Volkes. Er starb am 7. Juni 1840.
8 24. Friedrich Wilhelm Iv. (1840—1861).
1. Er war der älteste Sohn Friedrich Wilhelms Iii. und der Königin Luise.
Schon frühe zeigte er hervorragende Geistesgaben und war darum später ein eif-
riger Pfleger von Kunst und Wissenschaft. Unter ihm wurde der Ausbau des
Kölner Domes begonnen und das Standbild Friedrichs d. Gr. in Berlin errichtet.
— Die ernsten Zeiten seiner Jugend hatten aufrichtige Frömmigkeit in seinem
Herzen erweckt, der er anch bei seinem Regierungsantritte Ausdruck gab in den
königlichen Worten: „Ich und mein Haus, wir wollen dem Herrn dienen!"
2. 1848 brachen in Paris Unruhen aus; wieder wurde eine Republik
aufgerichtet. Auch in Preußen gab es Unzufriedene, die verlangten, an der
Gesetzgebung teilnehmen zu dürfen. Darum brach auch in Berlin ein Ausstand
aus, der vom Militär niedergeworfen werden mußte. Seine Friedensliebe
zeigte der König dadurch, daß er das Militär aus Berlin hinaussandte, um
weiteres Blutvergießen zu hindern. Am 31. Januar 1850 gab er seinem
Volke eine Verfassung, nach welcher die Gesetze vom Könige, dem Herren-
und dem Abgeordnetenhanse gemeinschaftlich festgestellt werden. — Die ihm da-
mals von Abgeordneten aller deutschen Stämme angebotene deutsche Kaiserkrone
lehnte er ab, weil nicht alle deutschen Fürsten damit einverstanden waren.
3. Ein Neffe Napoleons I. hatte sich als Napoleon Iii. auf den franzö-
sischen Kaiserthron geschwungen. Er demütigte im Bunde mit England und
der Türkei im Krimkriege Rußland und verhalf Italien zur Einheit, dessen
erster König Viktor Emanuel wurde.
8 25. Wilhelm I. (1861—1888).
A. Jugend und erste Negierungszeit. Er war der zweite Sohn Fried-
rich Wilhelms Iii.. geboren am 22. März 1797. Wie sein Bruder durchlebte
6*
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend]]
TM Hauptwörter (200): [T157: [Friedrich Wilhelm Iii Kaiser König Karl groß Preußen Kurfürst Jahr], T21: [Napoleon Bluch Heer General Preußen Franzose Schlacht Armee Mann Wellington], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk], T176: [Frankreich England Rußland Deutschland Preußen Krieg Italien Spanien Schweden Holland], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Napoleon Helena Friedrich_Wilhelms Friedrich Wilhelms Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelms Friedrich Wilhelms Friedrichs Napoleons_I. Napoleon Viktor_Emanuel Viktor Wilhelm_I. Wilhelms
Extrahierte Ortsnamen: Wellington Paris Sachsen Westfalen Rhein Deutschland Deutschlands Friedrichs Berlin Paris Berlin Berlin England Rußland Italien